Bislang wurde in der Westsahara weder Öl und noch Gas entdeckt. Zwei israelische Unternehmen nutzen zur Zeit Offshore-Explorationslizenzen vor der Küste des besetzten Gebiets.
Das marokkanische Ölerkundungsprogramm in der besetzten Westsahara - Onshore und Offshore vor deren Küste - läuft seit über zwei Jahrzehnten.
Zwei Lizenzen befinden sich heute in den Händen internationaler Ölgesellschaften: beide Offshore und beide von israelische Unternehmen gehalten.
Zusätzlich zu den beiden vergebenen Lizenzen weisen die Karten des marokkanischen Nationalen Amtes für Kohlenwasserstoffe und Bergbau (ONHYM) acht weitere Lizenzen aus, die für die Industrie zur Verfügung stehen. Sechs dieser Lizenzen wurden im Laufe der Jahre erkundet. Im Folgenden wird ein Überblick über die Exploration in den beiden derzeit aktiven Lizenzen und den sechs historischen Lizenzen gegeben.
Marokko vergibt seit 2001 Genehmigungen an ausländische Unternehmen. In diesen zwei Jahrzehnten der Exploration wurden ein Dutzend seismische Erkundungsprogramme Off- und Onshore durchgeführt und drei Bohrungen vorgenommen.
In einem UN-Rechtsgutachten aus dem Jahr 2002 wurde festgestellt, dass Marokko kein Recht hat, ohne die Zustimmung und das Interesse des sahrauischen Volkes weitere Ölexplorationen in der Westsahara durchzuführen. Eine solche Zustimmung wurde nicht eingeholt.
Alle börsennotierten Unternehmen, die an den Explorationsprogrammen beteiligt sind bzw. waren, wurden von ihren Anteilseigner:innen mit Kritik konfrontiert. Banken und Pensionsfonds haben Aktien der betroffenen Unternehmen im Wert von mehreren hundert Millionen Euro verkauft, da eine solche Exploration in einem besetzten Gebiet gegen ihre ethischen Investitionsrichtlinien verstößt. Die Entwicklung wurde auch vom sahrauischen Volk selbst scharf verurteilt, da Marokko nach internationalem Recht kein Recht hat, Lizenzen für die Exploration und Ausbeutung von Kohlenwasserstoffen in dem von ihm illegal besetzten Gebiet zu vergeben.
AKTUELLE LIZENZEN:
Block: Boujdour Atlantique
Blockinhaber (2022 bis heute): NewMed Energy (Tochtergesellschaft der Delek Group Ltd) 37,5%, Adarco Energy 37,5%, ONHYM 25%.
Historische Blockinhaber: Kosmos Energy, Cairn Energy, Kerr-McGee, Pioneer
Siehe WSRW-Artikel über Boujdour Atlantique/Maritime, NewMed, Kosmos Energy, Cairn Energy, Atwood Oceanics, Kerr-McGee, Pioneer, Fugro, TGS-Nopec.
Im Dezember 2022 gab das Unternehmen NewMed Energy, eine Tochtergesellschaft der Delek-Gruppe, bekannt, dass es eine Explorationsvereinbarung mit Adarco und ONHYM für den Boujdour Atlantique-Block unterzeichnet hat. NewMed und Adarco halten jeweils 37,5 Prozent an der Lizenz, ONHYM 25 Prozent. Die Vereinbarung hat eine maximale Laufzeit von acht Jahren.
Aufgrund dieser Lizenz schloss einer der größten Investor:innen Delek aus seinen Portfolios aus, da "die Aktivitäten nicht in Übereinstimmung mit den Wünschen und Interessen des Volkes der Westsahara durchgeführt werden". https://wsrw.org/en/news/norway-excludes-israeli-oil-company-over-western-sahara
Diese Lizenz ist wahrscheinlich die bekannteste und konfliktreichste aller Lizenzen in der Westsahara. Sie betrifft den Standort, an dem der US-amerikanische Betreiber Kosmos Energy und sein schottischer Minderheitspartner Cairn Energy die erste und einzige Ölexploration vor der Küste des Gebiets während der marokkanischen Besatzung durchführten. Die Bohrungen fanden von Dezember 2014 bis Februar 2015 statt.
Kosmos hielt damals einen Anteil von 55 % an der Genehmigung, während sein Partner Capricorn - eine Tochtergesellschaft von Cairn Energy - und ONHYM 20 % bzw. 25 % hielten.
Da in dem 29740 Quadratkilometer großen Block keine wesentlichen Funde gemacht wurden, gaben Kosmos und Cairn die Lizenz 2018 auf. Eine damals von Kosmos eingerichtete Marketing-Website ist auch heute noch in Betrieb. Die Website fasst das Vorgehen von Kosmos Energy in Bezug auf das Gebiet zusammen und gibt dabei ein Rechtsgutachten der Vereinten Nationen in dieser Angelegenheit falsch wieder. Kosmos hat nie die Erlaubnis der Sahrauis eingeholt, um auf ihrem Land zu operieren, was das Rechtsbüro der UNO als Voraussetzung genannt hatte. Kosmos Energy führte einen "Stakeholder-Dialog" mit den marokkanischen Interessengruppen in dem Gebiet, ohne jedoch jemals die Zustimmung der Sahrauis zu erhalten.
In den Jahren, in denen die Lizenz von Kosmos betrieben wurde, trug der Block auch die Namen "Cap Boujdour Offshore" und "Boujdour Maritime". Kosmos Energy führte 2009 seismische 2D-Untersuchungen durch, die von der niederländischen Firma Fugro NV durchgeführt wurden, die später bekannt gab, dass sie "beschlossen hat, sich bis zur Klärung der politischen Situation nicht weiter in der Westsahara zu engagieren". Neue Studien wurden 2013 von dem chinesischen Unternehmen BGP durchgeführt, im selben Jahr, als Cairn Energy in die Partnerschaft aufgenommen wurde.
Im Jahr 2014 gab Kosmos bekannt, dass es drei Prospektionsgebiete identifiziert habe, von denen das größte, Gargaa, in einer Tiefe von 2.135 Metern liege, und dass es das Bohrschiff Atwood Achiever - das dem Unternehmen Atwood Oceanics gehört - für die Exploration einsetzen werde. Im März 2014 erklärte Aker Solutions AS, das für den Bau und die Installation des Bohrsystems auf der Atwood Achiever verantwortlich war, dass "wir diesen Vertrag nicht unterzeichnet hätten, wenn wir gewusst hätten, dass die Ausrüstung in der Westsahara eingesetzt werden würde". Aker Solutions kündigte den Wartungsvertrag, den es mit dem Bohrschiff abgeschlossen hatte. Im Mai 2014, März 2017 und möglicherweise im Oktober 2017 wurden neue seismische Untersuchungen durchgeführt.
Der Block wurde zunächst von Kerr-McGee in den Jahren 2001-2005 betrieben. Ursprünglich war Kosmos 2004 mit einem Anteil von 30 % in den Block eingestiegen, während ein anderes US-Unternehmen, Pioneer Natural Resources Co, in den ersten Jahren eine kleinere Beteiligung hielt. Als sich Kerr-McGee 2006 zurückzog, übernahm Kosmos Energy die Betreiberschaft. Kosmos hatte seine Bohrpläne bereits 2005 als Minderheitspartner angekündigt. Kerr-McGee hatte die Firma TGS-Nopec mit seismischen Untersuchungen beauftragt, die später bereuen sollte, an der Operation beteiligt gewesen zu sein.
Diese von Kerr-McGee genutzte Lizenz sowie die jene für den Block Dakhla Atlantique (die von der marokkanischen Regierung mit TotalFinaElf unterzeichnet wurde) veranlassten den UN-Sicherheitsrat, sein Rechtsbüro um eine rechtliche Klärung zu bitten. Kerr-McGee - und später Kosmos Energy, Cairn Energy und die Delek Group - verloren in dieser Angelegenheit viele ihrer größten Investor:innen.
2014 erschien der WSRW-Bericht "A Platform For Conflict" über Kosmos Energy, den Sie hier herunterladen können.
Block: Dakhla Atlantique
Blockinhaber: Ratio Petroleum und Navitas Petroleum
Ehemaliger Blockinhaber: Total SA (TotalFinaElf SA)
Siehe WSRW-Artikel über Dakhla Atlantique, Total, TGS-Nopec, Fugro.
Der 109.900 Quadratkilometer große Offshore-Block Dakhla Atlantique wurde im Oktober 2021 von der israelischen Firma Ratio Petroleum unterzeichnet, mit der Option auf Verlängerung. Im Jahr 2022 schloss Ratio ein weiteres israelisches Unternehmen, Navitas Petroleum, in die Lizenz ein. In ihren Mitteilungen bezeichnen Ratio und Navitas das Gebiet fälschlicherweise als Teil von "Marokko". Seit 2024 sind die Unternehmen mit der Neuinterpretation früherer seismischer 3D-Daten beschäftigt. Laut seiner Website hält Ratio Petroleum derzeit einen Anteil von 70 % an dem Block.
Diese besondere Lizenz hat eine lange Geschichte. Im Laufe der Jahre hat sie ihre Größe, Form und ihren Namen geändert. ONHYM bezeichnete das Gebiet als Anzarane, Anzarane Offshore, El Argoub Offshore, Dakhla Offshore oder - wie jetzt - Dakhla Atlantique.
Der französische multinationale Konzern TotalFinaElf (später: Total SA) erhielt 2001 den ersten Auftrag für Erkundungsarbeiten im Rahmen dieser damals als Dakhla Offshore bezeichneten Lizenz. Die Unterzeichnung wurde zeitgleich mit der Vergabe des weiter nördlich gelegenen Blocks Boujdour Maritime an Kerr-McGee bekannt gegeben. Die beiden Lizenzen waren die ersten, die von der marokkanischen Regierung in den besetzten Gebieten vergeben wurden. Dies veranlasste den UN-Sicherheitsrat, seinen Rechtsberater mit der Erstellung eines Gutachtens zu dieser Angelegenheit zu beauftragen. Das Gutachten kam zu dem Schluss, dass jegliche Exploration oder Ausbeutung der Bodenschätze der Westsahara illegal ist, wenn sie nicht mit den Wünschen und Interessen des Volkes des Gebiets übereinstimmt.
Total unterzeichnete 2002 und 2003 Verlängerungen der Lizenz, bevor es 2004 auf eine Vertragsverlängerung verzichtete. In den folgenden Jahren tauchten Gerüchte auf, dass Total zurückkehren wolle. Obwohl das Unternehmen über keine Lizenz verfügte, setzte es seine Forschungen auf der Grundlage der gesammelten Daten fort, unter anderem mit dem französischen Forschungsinstitut Ifremer.
Im Jahr 2011 unterzeichnete Total dann eine neue 12-monatige Erkundungslizenz mit ONHYM für ein noch größeres Lizenzgebiet. Der Block mit einer Fläche von 100 926 Quadratkilometern erhielt den Namen "Anzarane Offshore". Weder Total noch ONHYM gaben zum Zeitpunkt der Unterzeichnung eine Erklärung ab, aber die Information über die Blockzuweisung wurde in der ersten Jahreshälfte 2012 diskret in eine ONHYM-Lizenzkarte eingefügt.
Total hat in der Zeit, in der es die Lizenz besaß, umfangreiche Explorationsarbeiten durchgeführt. Die ersten seismischen Untersuchungen wurden 2002 von TGS-Nopec durchgeführt, das später sein Bedauern darüber äußerte, an der Operation beteiligt gewesen zu sein. Auch Fugro war damals an der Exploration beteiligt - auch sie kündigten an, dass sie eine solche Operation nicht wiederholen würden. Später wurden von Juli 2012 bis Juli 2013 ununterbrochen Untersuchungen in dem Gebiet durchgeführt, zunächst von dem britischen Meeresvermessungsunternehmen Gardline Shipping und später von BGP, einem chinesischen Unternehmen für seismische Dienstleistungen, einer Tochtergesellschaft der staatlichen chinesischen Ölgesellschaft CNPC.
Total gab im Dezember 2015 bekannt, dass es den Erkundungsvertrag nicht verlängern werde, da die ersten Testergebnisse nicht überzeugend waren.
Den dies betreffenden Bericht Totally Wrong aus dem Jahr 2013 können Sie hier herunterladen.
FRÜHERE LIZENZEN:
Block: Boujdour Offshore
Frühere Blockinhaber: Glencore Exploration & Production (Morocco) Ltd (Betreiber), ONHYM, Teredo Oils, möglicherweise Imara Energy, möglicherweise Xplorer PLC.
Siehe WSRW-Artikel über Boujdour Offshore Shallow, Glencore, Teredo/Imara, Xplorer.
Teredo Oils Ltd ist ein kleines britisches Öl- und Gasförderunternehmen, das im Februar 2011 mit der marokkanischen Regierung einen Erkundungsvertrag für den Boujdour Offshore-Block unterzeichnete. Im August 2011 wurde eine "520 km lange 2D-Vermessung im Boujdour Shallow Offshore-Block abgeschlossen". Die Explorationsgenehmigung soll 2010 oder 2011 von dem britischen Unternehmen Teredo Oils unterzeichnet worden sein. Damals wurde der Block als "Boujdour Offshore Shallow" bezeichnet.
Eine marokkanische Tochtergesellschaft des Schweizer Unternehmens Glencore PLC, Glencore Exploration & Production (Morocco) Ltd, wurde 2013 zum Betreiber des Blocks. Daraufhin gab es Kritik von Seiten der internationalen Investor:innengemeinschaft, und Glencore unternahm rasch Schritte, um die Anteile zu verkaufen und einen Rückzug auszuhandeln.
Im Jahr 2018 wurde bekannt, dass Glencore sich aus der Lizenz zurückgezogen und seine Anteile an Teredo zurückverkauft hatte.
WSRW war nicht in der Lage herauszufinden, ob Teredo noch an anderen internationalen Lizenzen beteiligt war. Teredo ist mit einer anderen Firma namens Imara Energy verbunden, einem kleinen, in Kanada registrierten Unternehmen, das ebenfalls behauptet, an der Boujdour-Lizenz beteiligt zu sein. Sowohl Imara als auch Teredo sind die Unternehmen des Geschäftsmanns Alan Soulsby.
Ein weiteres Unternehmen, die im Vereinigten Königreich eingetragene Xplorer PLC, behauptete zu einem bestimmten Zeitpunkt, Interesse an dem Block zu haben. Im Jahr 2014 gab das Unternehmen bekannt, dass es mit Teredo eine Absichtserklärung über den Erwerb der Arbeitsbeteiligung am Boujdour Offshore Shallow-Block geschlossen habe. Seitdem sind keine weiteren Informationen aufgetaucht, und es ist nichts über das Unternehmen bekannt.
Block: Foum Ognit Offshore
Frühere Blockinhaber: New Age Morocco Ltd (Betreiber), ONHYM, Glencore PLC
Siehe WSRW-Artikel über Foum Ognit Offshore, New Age, Glencore.
Das in Jersey ansässige britische Unternehmen New Age (African Global Energy) Ltd. erhielt die Explorationsgenehmigung für den 8.000 Quadratkilometer große Foum Ognit Offshore-Block höchstwahrscheinlich im Jahr 2013.
Im Jahr 2013 gab das Schweizer Rohstoffhandels- und Bergbauunternehmen Glencore Plc bekannt, dass es mit 18,75 % an dem Block beteiligt ist, während New Age 56,25 % hält und die marokkanische Regierung über das staatliche Ölunternehmen ONHYM die letzten 25 % besitzt. https://wsrw.org/en/a105x2964
Seismische Untersuchungen des Blocks wurden 2017 von BGP und 2014 von SeaBird durchgeführt. Das letztgenannte Unternehmen bedauerte, den Auftrag ausgeführt zu haben, da ihm vom Betreiber zunächst mitgeteilt worden war, der Block befinde sich "vor der Küste Marokkos".
Im Jahr 2018 wurde bekannt, dass sich Glencore von der Lizenz zurückgezogen hatte. Die Nachricht folgte auf ein großes Engagement der Aktionär:innen gegenüber Glencore. Im Folgenden übernahm New Age den Anteil und die Betreiberrolle von Glencore.
Block: Zag
Frühere Blockinhaber: San Leon Energy (Betriebsführer), PetroMaroc, ONHYM
Siehe WSRW-Artikel über Zag, San Leon Energy, PetroMaroc/Wolverine/Longreach, Island Oil & Gas.
Im Jahr 2006 handelte San Leon zusammen mit zwei anderen Unternehmen - Island Oil and Gas und GB Oil and Gas - mit ONHYM eine Erkundungslizenz für den Zag-Block aus. Die Lizenz umfasste den nordöstlichen Teil der Westsahara und Teile des Südostens von Marokko. Ursprünglich umfasste sie sogar Teile des Gebiets der Westsahara, das nicht besetzt ist, sondern von der Polisario kontrolliert wird. Später wurde es dahingehend geändert, dass es nur noch die besetzten Gebiete abdeckt.
Im Januar 2008 unterzeichnete San Leon einen Vertrag über eine achtjährige Aufklärungslizenz mit ONHYM. Von da an war San Leon mit einem Anteil von 52,5 % der Betreiber. Seine Partner, das britische Unternehmen Longreach (später PetroMaroc), hielten einen Anteil von 22,5 %, während die marokkanische Regierung über ONHYM die restlichen 25 % hielt.
Im Jahr 2009 kündigte San Leon die Umwandlung der Zag-Erkundungslizenz in eine vollständige Explorationslizenz an. Im selben Jahr wurde eine aeromagnetische Untersuchung über Zag durchgeführt.
Ab Juli 2011 wurden sowohl in Tarfaya als auch in Zag seismische Untersuchungen durch Novaseis durchgeführt, ein in Warschau ansässiges Unternehmen, das zu 100 % dem niederländischen Unternehmen Island Oil and Gas B.V. gehörte. Das letztgenannte Unternehmen wurde von San Leon bei der Übernahme seines irischen Partners Island Oil and Gas Ende 2010 erworben.
Etwa 2013 (und früher) teilten die Unternehmen mit, dass sie Bohrungen auf dem Zag-Block planten. Dazu kam es jedoch nie.
Der Zag-Partner PetroMaroc Corporation PLC (früher bekannt als Longreach Oil and Gas Ltd) hatte neben den Tarfaya/Zag-Lizenzen an der Grenze zwischen Marokko und der Westsahara auch Lizenzen für Ölblöcke in Marokko selbst erworben. PetroMaroc war in Jersey registriert und eine Tochtergesellschaft eines gleichnamigen Unternehmens in Kanada. Es wurde im Dezember 2018 vollständig von dem kanadischen Unternehmen Wolverine Energy and Infrastructure Inc. übernommen. In den Unterlagen, die Wolverine ab dem Tag der Übernahme bei den kanadischen Behörden einreichte, wurden keine Hinweise auf den Zag-Block gefunden, wohl aber auf andere Vermögenswerte von PetroMaroc.
Etwa 2017 wurde die Zag-Lizenz aus den ONHYM-Karten entfernt. Im Jahr 2019, als die Partnerschaft zwischen ONHYM und San Leon beendet wurde, tauchte der Block wieder auf ONHYM Karten auf, und zwar in wesentlich größerem Umfang, wie auf den ONHYM-Karten von 2024 zu sehen ist.
Block: Sakia El Hamra/Tarfaya Onshore
Frühere Blockinhaber: San Leon Energy Morocco Ltd (Betreiber), ONHYM.
Siehe WSRW-Artikel über Tarfaya Onshore, San Leon Energy, Island Oil & Gas, Longreach/PetroMaroc/Wolverine, VINCI, Spectrum.
Seit etwa 2019 wird die Lizenz von ONHYM als "Sakia El Hamra" bezeichnet, aber über ein Jahrzehnt lang hieß sie "Tarfarya Onshore". Der Name "Tarfaya" verwirrte viele Beobachter, die glaubten, dass es sich um ein marokkanisches Gebiet handelt, da Tarfaya eine Stadt in Marokko selbst ist. Die Lizenz an der marokkanisch-sahrauischen Grenze deckt jedoch größtenteils Gebiete in der Westsahara ab.
In diesem Block wurde die einzige Bohrung nach Kohlenwasserstoffen in der Westsahara von einem ausländischen Unternehmen seit der marokkanischen Besatzung des Gebiets durchgeführt. Im Rahmen dieser Lizenz führte der irisch-britische Betreiber San Leon im Jahr 2015 westlich der Hauptstadt El Aaiún eine Erkundungsbohrung durch. Die Bohrung löste große Demonstrationen der Sahrauis aus und führte nicht zu dem Ergebnis, das sich die beteiligten Ölfirmen erhofft hatten.
Die ursprüngliche Vergabe der Tarfaya-Lizenz durch ONHYM erfolgte 2007 an drei Unternehmen: eine Tochtergesellschaft von Island Oil and Gas (Island International Exploration Morocco, Betriebsführerschaft) 40 %, Longreach Oil and Gas Ventures 30 %, und San Leon (Morocco) Limited 30 %.
Im Jahr 2009 erhielt das im Vereinigten Königreich ansässige Seismikunternehmen Spectrum den Auftrag, einen Teil der ursprünglichen 2D-Seismikdaten der Tarfaya-Onshore-Lizenz neu zu verarbeiten. Im Jahr 2011 erklärte der CEO von Spectrum ASA - der Muttergesellschaft - in den Wirtschaftsmedien, dass "wir uns nicht in der Westsahara engagieren wollen. Ich habe kein Problem damit, im Nachhinein zu sagen, dass es vielleicht eine schlechte Idee war, diesen Auftrag anzunehmen". Er sagte, dass das Londoner Büro wahrscheinlich nicht wusste, dass die Daten aus der Westsahara stammten, und dass sie keine weiteren Aufträge annehmen würden, wie sie ursprünglich geplant hatten.
Ab Juli 2011 wurden sowohl in Tarfaya als auch in Zag seismische Untersuchungen durch Novaseis durchgeführt, ein in Warschau ansässiges Unternehmen, das zu 100 % dem niederländischen Unternehmen Island Oil and Gas B.V. gehört. Das letztgenannte Unternehmen wurde von San Leon bei der Übernahme seines irischen Partners Island Oil and Gas Ende 2010 erworben.
Im September 2015 gab San Leon bekannt, dass es im Tarfaya-Block auf Gas gestoßen war (wenn auch nur in geringem Umfang) und dass es weitere seismische Arbeiten durchführen würde. Die umstrittene Bohrung bei El Aaiún wurde von einer Tochtergesellschaft des französischen Unternehmens VINCI durchgeführt.
PetroMaroc hatte von 2007 bis 2014 Interesse am Tarfaya-Block.
Ab 2016 verschwand der Zag-Block aus den offiziellen ONHYM-Karten. Zu dieser Zeit befand sich San Leon in einem Rechtsstreit mit ONHYM, da letztere behauptete, San Leon habe seine Verpflichtungen zur Exploration nicht wie vereinbart erfüllt. So behauptete San Leon einige Jahre lang öffentlich, noch Rechte an dem Gebiet zu haben, während ONHYM anderer Meinung war.
Das an der AIM-Börse in London registrierte Unternehmen San Leon wurde aufgrund des Vorgangs von mehreren Investor:innen aus ihren Portfolios ausgeschlossen, darunter auch vom staatlichen norwegischen Pensionsfonds, der bis dahin einer der größten Investor:innen des Unternehmens war.
Block: Lemsid
Siehe WSRW-Artikel über Lemsid, PGNiG.
Was ONHYM heute als Lemsid bezeichnet, ist ein Zusammenschluss zweier früherer Blöcke mit den Namen "Boujdour Onshore" und "Boujdour Onshore East".
Im westlichen Teil des aktuellen Lemsid-Blocks - damals noch unter dem Namen Boujdour Onshore - wurden 2011 offensichtlich Erdölbohrungen durchgeführt, und zwar von ONHYM selbst, das seit 2006 Nutzer dieser Lizenz war. Fahrzeuge und Ausrüstung der beiden Unternehmen GeoAtlas und GeoSpec wurden auf dem Block beobachtet.
Eine separate Lizenz mit dem Namen Lemsid (viel kleiner als die aktuelle Lizenz mit demselben Namen) wurde erstmals 2016 als nördlicher Teil des ehemaligen Boujdour Onshore East kartiert.
Kein internationales Unternehmen hatte Interesse an diesem früheren, kleineren Lemsid-Block, und der Betreiber des Blocks wurde als ONHYM selbst bezeichnet. Marokko eröffnete 2015 eine Ausschreibung für seismische Untersuchungen in diesem frühen Lemsid-Segment. Den Zuschlag erhielt das polnische Unternehmen Geofizyka Kraków, eine Tochtergesellschaft des staatlichen polnischen Öl- und Gasunternehmens PGNiG. Wenige Monate nach Beginn der Vermessungsarbeiten im Jahr 2016 verließ das Unternehmen plötzlich das Gebiet und gab politische Gründe an. Der plötzliche Ausstieg war eine Folge des Aufsehens und der Medienberichterstattung in Polen. WSRW schrieb 2016 einen Bericht über PGNiG (auf Polnisch).
ANDERE OPERATIONEN:
Zusätzlich zu den oben genannten Maßnahmen führte ONHYM 2017 ein großes seismisches Untersuchungsprogramm vor der Küste der Westsahara durch. Die Studie umfasste fast 15.000 Kilometer seismischer Daten vor der Küste Marokkos und der Westsahara zusammen. Aus den veröffentlichten Karten geht hervor, dass schätzungsweise 40 % der gesamten Studie, d. h. etwa 5 800 Kilometer, vor der Küste der Westsahara durchgeführt wurden. Die Studie wurde von der britischen Firma GeoEx in Zusammenarbeit mit russischen und chinesischen Staatsunternehmen durchgeführt. Im Jahr 2019 berichtete WSRW, dass GeoEx im Begriff war, diese seismischen Daten zu verkaufen.
Auf den Blöcken, die im Jahr 2024 als El Hagounia, Boujdour Offshore I oder Boujdour Offshore II bezeichnet wurden, wurde nie eine Aktivität beobachtet. Im Jahr 2019 zeigte eine ONHYM-Karte eine verfügbare Offshore-Lizenz westlich von Boujdour Atlantique. Diese ist in den Karten von 2024 nicht mehr zu finden.
Die Entwicklung der ONHYM-Karten in der besetzten Westsahara können anhand der folgenden Dokumente nachvollzogen werden:
Parallel zu den illegalen marokkanischen Erdölexplorationen in dem Gebiet hat die Erdölbehörde der Demokratischen Arabischen Republik Sahara Lizenzen an ausländische Unternehmen erteilt, und zwar sowohl für die besetzten als auch für die als auch für den nicht besetzten Teil.
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Im Auftrag von Kosmos Energy begann eine Tochtergesellschaft der chinesischen nationalen Ölgesellschaft CNPC in diesem Monat erneute Erkundungen vor der Küste der besetzten Westsahara. „Dadurch werden die Bemühungen der Vereinten Nationen um eine friedliche und dauerhafte Lösung des letzten afrikanischen Kolonialkonflikts völlig untergraben", verurteilte WSRW die Aktivitäten.